Freitag, 04.10 Görlitz
Nach einer Nacht mit störenden Nebengeräuschen trafen wir
uns frisch geduscht um 8:30 Uhr im Speisesaal im Keller (natürlich
ausgeschlafen). Fast pünktlich machten wir uns auf den Weg zu unserem erstem
Ziel: die alte Synagoge von Görlitz. Dort trafen wir auf Herrn Wilmes, mit dem
wir den ganzen Tag verbringen würden . In der Synagoge, die sich zur Zeit in
Restauration befindet, erfuhren wir, warum gerade diese in der Progromnacht und
danch nicht zerstört wurde: nebendran befand sich nämlich das kath. Pfarrheim,
von wo, aus Angst das Pfarrheim könne ebenfalls abbrennen, die Feuerwehr
gerufen wurde. Jedoch ließ man von da an die Synagoge verfallen. 1991 erst
wurde der Bauerhalt der Synagoge beschlossen.
Danach fuhren wir zum ehemaligen KZ Biesnitzer Grund, wo
sich heute Schrebergärten befinden. Lediglich ein Gedenkstein erinnert an das
Grauen, das hier begangen wurde. Schockierend ist, dass es mitten in der Stadt
lag, wodurch man von den umliegenden Häusern aus die Geschehnisse im KZ beobachten
konnte. Viele Görlitzer wissen heute nicht, was sich früher an diesem Ort
zugetragen hat.Das Pionierdenkmal wurde 1959 von einer Klasse zur Erinnerung an
das KZ errichtet. Nach einem kurzen Fußmarsch befanden wir uns auf dem
jüdischen Friedhof in Görlitz. Wie es der Jüdische Glaube verlangt, mussten
alle Männer vor dem Betreten des Friedhofs eine Kippa aufsetzen. Auf diesem
Friedhof liegen auch 323 Tote aus dem KZ, jedoch nicht in Einzelgräbern.
Zum Kaffeetrinken ging es gegen 12:00 Uhr zu Herrn Wilmes
nach Hause, wo seine Frau Kaffee und Kuchen vorbereitet hatte. Wir langten
kräftig zu und bewunderten währenddessen die Wohnung mit den von Frau Wilmes
gemalten Bildern. Nach dieser Erholungspause machten wir eine kleine von Herr
Wilmes geführte Stadttour. Während dieser besichtigten wir z. B. auch die
Nikolaikirche und tauschten Geheimnisse am Flüsterbogen aus. Dann überquerten
wir zu Fuß die Brücke nach Polen. Dort gab es gegen 15:00 Uhr Mittagessen, was
sich dann bis halb fünf zog. Gesättigt machten wir noch einen kurzen
Zwischenstopp in der Oberlausitzer Gedenkhalle, woraufhin wir zur letzten Station des
Tages aufbrachen: Stalag VIII A. Am Anfang war dies für polnische Soldaten
gedacht. In den Jahren 1940-1941 kamen auch belgische, französische und
jugoslawische Kriegsgefangene dazu. Das Stammlager war ursprünglich für 3000
Gefangene gedacht, doch 1944 befanden sich 47328 Kriegsgefangene dort. Ca.
12000 der 40000 russischen Kriegsgefangenen aus dem Lager kamen ums Leben.
Gegen Kriegsende wurden die Gebäude des Lagers abgerissen, um Baumaterial zu
gewinnen. Jetzt sieht man nur noch wenige Reste der Boden- und Sanitärbereiche.
Zum Schluss noch ein Gedanke, der uns heute klar geworden ist: es kann keiner
behaupten, das Orte wie Stalag VIII A nicht von vornherein geplant worden sind.
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